Geschichte der Hütte

von Johannes Ruby

Die Bernhardshütte hat eine lange Vorgeschichte. Diese begann in den Sommerferien des Jahres 1948. Nach meiner Priesterweihe am 27. Juni wurde ich als Vikar nach Villingen St. Fidelis angewiesen. In den ersten Wochen meiner Vikarszeit in St. Fidelis ging ich durch die Pfarrei und kam auch in eine Straße, in der kleine Schulkinder am Straßenrad spielten. Das könnte man doch ändern, sagte ich mir und dachte an eine Ortsranderholung während der Sommerferien, so wie ich es in Freiburg erlebt hatte. Dort war ich damals selbst engagiert und habe dies als eine sehr gute Sache empfunden. Zur Durchführung braucht man aber ein Haus. Doch wie an ein solches Haus kommen? Drei Wochen nach der großen Währungsreform 1948 war dies noch unmöglich. Also warten auf eine günstige Gelegenheit. Dazu kam dann später der Wunsch der männlichen Jugend der Pfarrei St. Fidelis nach einem ähnlichen Haus wie das ,,Spechtloch“ der Münsterpfarrei.


Als die Pläne eines schon lange gehegten Wunsches eines Neubaus an der Stelle der Notkirche St. Fidelis Gestalt annahmen, war eine solch erwartete günstige Gelegenheit gekommen. Mit meinem Chef, Herrn Stadtpfarrer Hettler, besprach ich die Möglichkeit des Baues eines Hauses für die Jugend und fand offene Ohren, zumal dieses Haus aus dem Abbruch der Notkirche entstehen könnte und die Pfarrei keinen Pfennig kosten würde. Die Jugend war damals richtig begeistert und versprach volle, tatkräftige Hilfe beim Bau. Später aber zeigten sich wegen des Neubaus der Kirche St. Fidelis doch Schwierigkeiten und die Pfarrei war der Meinung, das Vorhaben nicht billigen zu können. Das nun war für die Jugend ein schwerer Schlag. Sie bat mich, dennoch nach einer Möglichkeit zu suchen, den Bau zu verwirklichen. Ich versprach, mein Möglichstes zu tun, zumal die Jugend sich neu und vehement mit all ihren Kräften für den Bau der ,,Hütte“ einsetzen wolle. Nun kam dann auch das schon seit langer Zeit vorgesehene Ende meiner Vikarszeit in Villingen. Zweimal hatte Herr Stadtpfarrer Hettler schon meine vom Ordinariat beschlossene Versetzung abwenden können. Ein drittes Mal war dies nicht mehr möglich. Und wieder schien der Jugend ihr Vorhaben in Frage gestellt. Sie bat mich wiederum, eine Möglichkeit zu finden, dass ihr Werk doch noch Wirklichkeit werden könne. Nach langem Überlegen versprach ich es und es wurde ein Verein Bernhardshütte e.V. gegründet. Das nun allerdings nicht in Villingen, sondern in Schopfheim, meiner neuen Vikarsstelle. Sieben Mitglieder der katholischen Jugend Schopfheim gründeten den Verein in der Hoffnung, von der Jugend von St. Fidelis nicht im Stich gelassen zu werden.


Nun begann die Arbeit, nachdem der Bauunternehmer alles Abbruchmaterial der Notkirche der Jugend überlassen hatte. Beim Abbruch selbst wurde eifrig gearbeitet und Brauchbares sortiert ausgewählt. Dabei haben auch Väter der Jugendlichen fest mitgeholfen, wie übrigens auch später beim Bau.


Natürlich wurde schon sehr früh nach einem Bauplatz gesucht. Mit Franz Klein fuhr ich mit dem Motorrad in die Gegend, um einen solchen Platz zu finden. Bei der Fahrt auf die Friedrichshöhe fiel unser beider Blick auf den Platz, an dem das Haus nun steht. Dort trafen wir einen Mann, den ich nach dem Besitzer fragte. Es war Herr Weiser selbst, der für unser Anliegen sofort aufgeschlossen war. Er stellte dann sein Gelände gern  zu Verfügung. Es hat alles prima geklappt und die Jugend war hocherfreut. Es konnte also begonnen werden mit dem ehrgeizigen Vorhaben.


Der allgemeine Wille der Jugend war ungebrochen vorhanden und sollte sich während der ganzen dreijährigen Bauzeit bestätigen. Durch meine verschiedenen Beziehungen haben viele Personen und Firmen den Bau unterstützt. Angefangen haben wir mit 1.200 DM aus dem damaligen Landesjugendplan. Wie schon im Gespräch mit Herrn Stadtpfarrer Hettler ausgemacht, hat die Pfarrei St. Fidelis keinen Pfennig geben müssen. Alles hat der Verein bzw. die Jugend selbst geleistet, mit Hilfe sehr vieler Gönner.


Die Jugend hat Außerordentliches zustande gebracht, worüber wir heute nur staunen können. Am meisten war es Franz Klein, ohne ihn gäbe es heute keine Bernhardshütte! Nicht nur die Mannesjugend, sondern auch die Frauenjugend hat viel geholfen, auch durch Geldspenden.


Dann kam der große Tag der feierlichen Einweihung der Bernhardshütte durch den damaligen Diözesanjugendpräses Msgr. Geistlicher Rat Alfred Beer, Sekretär des Erzbischofs Conrad Gröber und begnadeter Jugendseelsorger, am 2. September 1956. Viele Ehrengäste kamen zum Fest. Es war ein eindrucksvoller Tag für Franz Klein und die gesamte Jugend der Pfarrei St. Fidelis zusammen mit der schon vorgesehenen Pfarrkuratie St. Konrad. So ist die Bernhardshütte heute eine Begegnungs- und Ferienstätte beider Pfarreien.


Der Grund für eine Erweiterung war gelegt, denn bald zeigte sich, dass das Haus zu klein geworden war bei der bald einsetzenden großen Nachfrage. Und die beiden Erweiterungen sind glücklich gelöst. Hier sei Herrn Günter Auer Dank gesagt, der sich mit dem Verein sehr um die Bernhardshütte kümmert und der auch der Initiator der Erweiterungsbauten war. Dank auch der Gesamtkirchengemeinde Villingen für die jetzt möglich gewordene Hilfe. Ich selbst bin sehr dankbar und froh, dass die Bernhardshütte so viel Freude bringt und meinem Anliegen und dem Anliegen der Jugend voll und ganz gerecht wird.


Viel Segen liegt auf dem Haus, möge es weiter so bleiben und St. Bernhard, der Patron des Hauses, weiterhin ein großes Beispiel für die heutige Jugend sein!

Quelle: 
75 Jahre St Fidelis in Villingen
Herausgeber Pfarrei St. Fidelis, Villingen-Schwenningen, 2002

 

Geschichte nach Jahrenzahlen:

1948: Johannes Ruby kommt als Neupriester nach Villingen St. Fidelis.

1953: Nach dem „Weißen Sonntag“ 1953 wird die alte Fideliskirche abgerissen; das Abbruchunternehmen überlässt das brauchbare Material der Jugend, die alles Brauchbare auf die Friedrichshöhe schafft. Nach Bauplanung und Genehmigung beginnen in den Sommerferien junge Männer mit dem Ausheben der Baugrube. Vikar Ruby wird versetzt. Die Jugend bittet ihn um weitere Unterstützung. In Schopfheim wird der „Verein Bernhardshütte e.V.“ von Jugendlichen aus Schopfheim unter Federführung von Vikar Ruby gegründet.

1954: Als die Hüttenbauer nach dem Winter wieder zur Baugrube kamen, war sehr viel Erdreich in die Grube nachgerutscht. Nach dem Entfernen des eingerutschten Erdreichs konnte mit den eigentlichen Bauarbeiten unter der Leitung von Franz Klein begonnen werden. Die Hüttenbauer kamen in jeder freien Zeit, um an ihrer Hütte zu bauen. Mit einem Startkapital von 1200,– DM aus Landesjugendplanmitteln und Dank der guten Kontakte von Herrn Ruby zur heimischen Industrie, zu Handwerk, Geschäftswelt und zum Haus Fürstenberg, sowie vielen kleinen Spenden konnte die Hütte gebaut werden.

Quelle: Pfarrei St. Konrad
Die „alte“ Bernhardshütte

1956: Am 02. September wird die Hütte eingeweiht mit einem großen Fest. Die Hütte wird von der Jugend angenommen, viele Gäste verbringen Wochenend- und Ferienfreizeiten im Haus.

1963: Herr Ruby, der bis dahin von seiner Pfarrstelle in Weil-Friedlingen aus den Verein leitet, bittet die Südstadtpfarrei St. Fidelis und die Pfarrkuratie St. Konrad, die Verantwortung zu übernehmen.

1964: Nach vielen Sitzungen und Beratungen zur Satzungsänderung des Vereins wird der Vereinssitz nach Villingen verlegt. Pfarrer Stolz von St. Konrad übernimmt entsprechend der Satzung das Amt des 1. Vorstandes, 2. Vorstand wird Herr Vikar Otto Doll von St. Fidelis. Satzungsgemäß sollen alle Tätigkeiten ehrenamtlich ausgeführt werden.

1977: Auf Anordnung des Wasserwirtschaftsamtes muss die Hauskläranlage erweitert und in eine biologische Kläranlage ausgebaut werden. Die hauseigene Quelle versiegt. Eine neue Wasserleitung und Pumpstation in den Wolfsdobel unterhalb der Hütte müssen gebaut werden.

1980: Nach Planung und Genehmigung der zuständigen Behörden wird die Bernhardshütte an- und umgebaut.

Quelle: Pfarrei St. Konrad
Die „neue“ Bernhardshütte

1982: Mit dem Hüttenfest im Juni wird das Haus, mit größerer Küche, moder­neren Toiletten, Wasch­raum mit Dusche und 4 weiteren kleineren Schlaf­räumen eingeweiht und vermietet.

1995 wird mit dem Anbau eines großen Spiel- und Aufenthaltsraums und da­rüber liegender Terrasse begonnen und die Klär­anlage mit einem Nachklärbecken versehen.

1996: Im Juni konnte mit der Feier zum 40-jährigen Jubiläum der Hütte auch dieser Bauabschnitt in Betrieb genommen werden. Die beiden Gemeinden St. Fidelis und St. Konrad freuen sich, dass sie die Bernhardshütte haben. Alle 2 Jahre wird das Hüttenfest gefeiert, beginnend mit einem Gottesdienst und anschließender guter Bewirtung und vielen Spielen für Kinder.

2006: Die Gemeinden St. Fidelis und St. Konrad feiern gemeinsam das 50-jährige Bestehen der Bernhardhütte.